Der Tag beginnt mit einem grandiosen Sonnenaufgang.
Nach einem eher schlichten Frühstück laufen wir Richtung Meer, legen eine kurze Telefonier- und SMS-Pause ein, um ein bisschen Kontakt zur Arbeitswelt zu halten, und gehen dann den Weg zum Bahnhof, um in den Bus nach Patras zu steigen – vorbei an vielen schönen Gleisen, auf denen allerdings kein einziger Zug fährt. Wie wir unterwegs sehen, wurde die Gleisstrecke nach Patras in großem Maßstab begonnen, irgendwann (vielleicht in der großen Krise) aber jäh abgebrochen. Schwellen, Schienen- und Gleisbettmaterial liegen teils in großen Haufen in der Landschaft rum ... wie schade!
Die Fahrt wird trotz Bus zum Sightseeing-Highlight, die Küste ist einfach dramatisch schön! Patras erreichen wir am späten Vormittag, sodass wir noch genügend Zeit haben, die Burg von Patras zu besichtigen – ein anstrengender Aufstieg mit Rucksack, aber der Blick über die Stadt und auf den Golf ist es allemal wert! Das Gelände ist kostenlos zugänglich und wurde, unter anderem mit EU-Mitteln, recht aufwändig restauriert, wie auch ein Video erklärt, das die freundlichen Mitarbeiter für uns starten. Hinterher wandern wir den Berg durch die engen Sträßchen, in denen so etwas wie Bürgersteig absoluten Seltenheitswert hat, wieder runter zum Meer und schlendern zum Fährterminal.
Dort zeigt sich wieder mal, dass jedes erste Mal Fragen aufwirft, die sich Insider gar nicht mehr ausdenken können: Unser Ticket sagt „present at check-in on embarkment with ID“, weshalb wir ganz gelassen Kaffee trinken und dann zum Eingang „Check-in“ wandern. Nur eine vorsorgliche Vergewisserungsfrage am Schalter des Fährlinienbetreibers Anek ergibt die durch eine Glasscheibe radebrechend auf Englisch übermittelte Info, dass wir uns für den Check-in „zum letzten Schalter“ begeben müssten. Dieser ist allerdings weder als Check-in-Schalter gekennzeichnet noch finden wir irgendwo einen Hinweis auf unser Fährunternehmen Anek Lines ... Auf Nachfrage erklärt man uns, dass Anek Lines und Superfast sich zusammengetan haben, weshalb wir das Schiffsfoto zu unserer Reise auch mal eben aktualisieren müssen.
So weit so gut, wir begeben uns wie geheißen zur Boarding-Schlange und besteigen mit einer Horde italienischer Jugendlicher (passt ja, wir wollen immerhin nach Bari) einen Shuttlebus. Dumm nur, dass der uns zunächst an einem Grimaldi-Schiff ablädt ... Verdutzt fragen wir beim Fahrer nach, worauf wir seinen inneren Seufzer („diese Touristen, steigen auch in jeden Bus“) spüren und die gemurmelte Aufforderung vernehmen, wieder einzusteigen, um gemeinsam mit einigen „Mittätern“ eine Ehrenrunde zurück zum Terminal und dann zur Superfast-Fähre zu drehen. Wohl denen, die nicht auf den letzten Drücker unterwegs sind.
Unsere Kabine übererfüllt dann all unsere Erwartungen und hält dem Vergleich mit den DFDS-Fähren zwischen Amsterdam und Newcastle locker stand. 2 Einzelbetten mit Schrank und Schubladen und einer extrem funktionalen Dusch-WC-Kabine. Sehr schön! Wir erkunden ein wenig das Schiff, bevor wir uns zu einem Bier und anschließendem Essen im Restaurantbereich niederlassen. Der ist recht klein, die angebotenen Gerichte aber durchaus lecker (zu Schiffspreisen, versteht sich – für zukünftige Reisen könnte man durchaus an Selbstversorger-Picknick denken (Anmerkung Heinz: ich nicht)).
Einen Sonnenuntergang bekommen wir nicht geboten, aber die Inselwelt, durch die das Schiff fährt, ist auch so schon absolut faszinierend und einzigartig! Nach einem wieder mal bewegungs- und erlebnisreichen Tag zieht es uns früh ins Bett, zumal die Kabine extrem ruhig ist – da haben wir schon ganz andere Fährerfahrungen gemacht.
PS: Den Wi-Fi-Pass auf dem Schiff für 5 Euro hätten wir uns sparen können/sollen. Die Phase „auf offener See“ fällt mitten in die Nacht, ansonsten ist die Küste meist so nah, dass LTE verfügbar ist, und das ist schneller als das Schiffs-WLAN!