Heute gönnen wir uns eine Tour in die Karpaten. Dummerweise müssen wir dafür unerhört früh aufstehen, aber immerhin kommen wir vorher in den Genuss eines  ausgiebigen, leckeren Frühstücks. Wir sind dann so früh, dass wir zunächst etwas verwirrt um den angegebenen Treffpunkt herumirren. Der Bus hält schließlich am erwarteten Ort, und mit einer angenehm kleinen Truppe geht es auf die Tour. Dank WLAN im Bus denken wir zunächst ans Posten in Echtzeit, aber soo stabil ist das Netz dann auch wieder nicht.

Es wird eine beeindruckende Tour, zuerst zum Schloss Bran (wir sind Graf Dracula nicht in die Hände gefallen), das sehr gut instandgesetzt wurde. Um das Original-Inventar wird allerdings gestritten, deshalb ist das Mobiliar nur aus den unterschiedlichen Epochen zusammengestellt – über die Jahrhunderte haben zahlreiche Herrscher dort residiert, unter anderem ein paar Generationen Habsburger. Die Dracula-Story wird erfreulicherweise nicht Disney-mäßig ausgeschlachtet, sondern im historischen Kontext dargestellt. Blutrünstigen Gästen bleibt nur ein Blick in eine Folterkammer. 

Der Weg zum Schloss hat eine Anmutung von Alpenvorland, mit Blick auf schneebedeckte Gipfel und sanfte Hügel davor. Die Orte zeigen allerdings alle „Entwicklungsstufen“, von ärmlichen Baracken über ordentlich hergerichtete Häuschen und „westliche“ Neubauten bis hin zu Neubauruinen .... Und über allem hängen die Kabellagen in teils schon fast kunstvoller Verknotung, auch der Zustand der Straßen variiert extrem. Zu den Häusern erzählt uns der Guide, dass es insbesondere bei Baudenkmälern vielfach an den Fachfirmen mangelt, die die Arbeiten ausführen können – ein Problem, das uns ja wahrlich nicht unbekannt ist!

Von Bran geht es zur Festung Râșnov. Die mittelalterliche Anlage, aufgebaut vom Deutschen Ritterorden zur Abwehr der Tataren, ist  durchaus eindrucksvoll, aber sehr touristisch (auf dem Weg dorthin liegt ein Dinopark ...). Trotzdem ist der Ort einen Besuch wert, schon die Anfahrt in der „Tram“ (ähem ...) ist mindestens außergewöhnlich! Im Anschluss fahren wir noch zwei Wehrkirchen an, Hărman und Prejmer, die im Angriffsfall ganzen Dorfgemeinschaften Unterschlupf boten. Speziell letztere ist äußerst interessant, da sie einen sehr lebendigen Eindruck von der (vielfach deutsch/sächsisch geprägten) Geschichte vermittelt und angenehmerweise nicht überlaufen ist.

Danach geht es zurück nach Brașov. Fahrer und Tourguide verweigern zu unserer Überraschung die Annahme von Trinkgeld und bitten stattdessen um eine Bewertung bei Tripadvisor – auch so kann man sich politisch positionieren.

Uns zieht es zu Kaffee und Kuchen (Konditoreispezialitäten trifft es besser) ins Café Zoomserie, das gerade weit genug vom Marktplatz weg ist, um die ohrenbetäubend laute Volksmusikerin (samt Band vom Band) ertragen zu können. Den Abend beschließen wir im Pub Aftăr Stube bei leckerem lokalem Bier und nicht ganz so lokaler Pizza.