Da in Sachen Zugfahrt ja nun mal Richtung Athen nichts zu machen ist, greifen wir auf den sicherheitshalber reservierten Fernbus zurück. Also heißt es um 6:30 Uhr aufstehen, kurz frühstücken (alles da, was man braucht, auch wenn der Kaffee aufgrund einer Havarie nicht sofort bereitsteht ...), dann den kurzen Fußweg zum riesigen Busbahnhof, wo uns – wir sind einigermaßen erleichtert – ein hochmoderner Mercedes-Reisebus erwartet. Wenn schon Bus, dann anscheinend wenigstens komfortabel, inklusive WLAN und USB-Ladedose. Und Wasser und Croissants sind auch im Preis inbegriffen.

Die Strecke verläuft häufig parallel zur Bahntrasse, auf der wir allerdings tatsächlich keinen einzigen Zug zu sehen bekommen. Die Landschaft ist wunderschön, locker bewaldete Hügel, im Hintergrund schroffere Berge. Es wirkt, als könnte das ein Wanderparadies sein, aber dafür fehlt vermutlich die Erschließung. Die Grenze zu Griechenland verläuft entlang des Kerkini-Nationalparks, in dem auch der Kerkini-See liegt. Das scheint eine eindrucksvolle Region zu sein!

Der Grenzübertritt gelingt diesmal mit nur einer Ausweiskontrolle im Bus auf griechischer Seite – zurück in Euroland, auch schön! Weniger schön ist die extrem kurvenreiche Autobahn, die der Fahrer wie seine Westentasche zu kennen scheint, jedenfalls nach dem Fahrstil zu richten. Schienen unter dem Fahrzeug wären uns hier irgendwie schon lieber, aber man muss ja nicht so oft vorne aus dem Bus gucken (ist auch sowieso nicht ratsam, weil da häufig nur eine LKW-Rückseite in wenigen Metern Entfernung zu sehen ist...).

Landschaft und Siedlungen in Griechenland wandeln sich schon unmittelbar hinter der griechischen Grenze: sattgrüne Ebenen, nagelneue Autobahn, moderne Häuser und zahlreiche Felder mit üppigem Klatschmohn (schwer im Bild einzufangen). Eine halbe Stunde hinter Thessaloniki taucht links von uns das Meer auf, während wir rechts im Hintergrund ein Gebirge (Olympos Naturschutzpark) sehen. Obendrein gibt es strahlenden Sonnenschein, da geht das Herz auf!

Auf der Fahrt, die streckenweise direkt an der Küste verläuft, ergeben sich immer wieder wunderschöne Blicke auf den Golf von Malia. Die grandiosesten Aussichten entziehen sich allerdings jedem Fotografierversuch aus dem Bus. In Athen kommen wir sogar etwas früher an als geplant, und der Entladeort ist näher am Bahnhof als befürchtet, sodass wir kurzentschlossen einen Zug früher fahren – für Akropolis und Co. müssen wir sowieso mal mehr Zeit mitbringen.

Kiato erreichen wir im hochmodernen Nahverkehrszug des Peloponnes schon nach Sonnenuntergang, und der Spaziergang zum Hotel führt vom etwas außerhalb gelegenen Bahnhof durch eher einsame Straßen zum Hotel Pappas – einfach, aber ok, und sehr günstig. Zum Abendessen entscheiden wir uns für ein Balkonpicknick mit den noch reichlich vorhandenen Vorräten. Es geht doch nichts über ausreichende Selbstversorgung!