Heute wird es unfreiwillig spannend, denn wir fahren mit so viel Verspätung in Brașov los, dass der Anschluss zum einzigen Zug des Tages von Bukarest nach Russe fraglich wird.

Über Querdolmetschhilfe eines Mitpassagiers können wir dem Zugbegleiter verständlich machen, dass wir den Anschluss erreichen müssen, wie auch einige andere Fahrgäste. Er notiert sich etwas, und wir können nur hoffen, dass es eine Nachricht nach Bukarest ist, die den Anschlusszug lange genug aufhält  ...

Tatsächlich kommt der Zugbegleiter einige Zeit später mit der frohen Botschaft zurück, dass der Zug warten wird – die Zeichensprache für „Nehmt die Füße in die Hand“ ist übrigens universal unmissverständlich. Zuguterletzt informiert er uns sogar noch rechtzeitig über das Abfahrtsgleis in Bukarest, wo wir nach dem Sprint zum Zug freundlichst begrüßt werden. Puh, das war trotzdem knapper, als wir uns das gewünscht hätten, und auf Fotos vom Bahnhof in Bukarest haben wir dann sicherheitshalber verzichtet. 

Im Zug treffen wir ein amerikanisches Pärchen wieder, das schon im Nachtzug aus Budapest unser Abteilnachbar war, dann aber nach Bukarest weitergefahren war. Nach ihrer Beschreibung haben wir mit Brașov alles richtig gemacht, Bukarest fanden die beiden nicht so überwältigend, und das Wetter war auch nicht so toll. 

An der Grenze zu Bulgarien ist Geduld angesagt – erst sammeln in Giurgio rumänische Grenzbeamte alle Ausweise ein, um sie nach der Kontrolle wieder zurückzugeben. Nach Überquerung der Donau wiederholt sich die Prozedur auf bulgarischer Seite in Russe, Zeitaufwand jeweils mindestens 20 min ... Die Übergangszeit hier ist aber ausreichend bemessen, sodass wir noch in aller Ruhe den Bahnhofsvorsteher „fragen“ können, wo der Zug nach Varna abfährt – Anzeigen jedweder Art gelten hier wohl als vollkommen überbewertet.

Der Zug ist ein wenig aus der Zeit gefallen (alte Reichsbahnwaggons), aber wir haben tatsächlich ein Abteil für uns. Rhythmisch rumpelnd rollen wir durch Felder, die sich kilometerweit erstrecken – dass man nicht bei jedem Halt vorher und nachher mit Lautsprecheransagen malträtiert wird, hat irgendwie etwas Beruhigendes: Man weiß hier eben, wo man aussteigen will und dass man kein Gepäck liegen lassen sollte. Die Fahrt nach Varna, begleitet von teils unwetterartigen Regen- und Hagelschauern, ist jedenfalls Entschleunigung pur.

In Varna kommen wir bei Dämmerung an. Hier regnet es glücklicherweise nicht mehr, und so spazieren wir durch das „alt-mondäne“ Stadtzentrum, vorbei an einem schön-schaurig wirkenden Kinderrummel, zum Hotel Rosslyn, wo wir nur noch etwas essen und eine frische Brise auf der Terrasse genießen.