Strahlender Sonnenschein begrüßt uns auch an diesem Morgen, und wir erleben unser Schiff, die MS Norönna, bei der Einfahrt in den Hafen. Ein sehr ordentliches Frühstück nach einer ruhigen Nacht schafft die angemessene Grundlage für den Tag.
Wir packen unsere Rucksäcke und spazieren zum Strand, der sich entlang des Ortes erstreckt und gerade von einem Laufwettbewerb mit Hindernissen wie „Fischkisten tragen“ genutzt wird. Wir können nicht anders und stecken die Füße einmal ins Wasser — für uns definitiv zu kalt zum Baden, aber für die Beine sehr angenehm.
Wir verzichten auf weitere Anlaufpunkte und machen uns stattdessen gemütlich auf den Weg zum Anleger der Smyril Line. Es zeigt sich auch in Hirtshals, dass Häfen und Fähren eher wenig auf Fußpassagiere geben und sämtliche Wegweiser auf Autos und Lkw ausgerichtet sind. Der Fußweg ist daher wenig idyllisch und gipfelt darin, dass wir ein paar hundert Meter zusätzlich tapern, weil wir zum Pkw-Check-in marschieren, nur um dort zurückgewiesen und auf eine Extrarunde „durch die Wüste“ geschickt zu werden.
Unser Schicksal teilen zwei Menschen mit Rollkoffern, die sich mit uns auf den Weg machen — sie müssen allerdings doch ein paar Meter mehr laufen, da sie nicht wie wir querfeldein abkürzen können: 1:0 für Rucksäcke. Tatsächlich entdecken wir irgendwann auch noch Schilder für Fußpassagiere, deren Miniformat und komplett anderes Design in 3 m Höhe aber geradezu absurd „unsichtbar“ wirkt.
Der Check-in auf der MS Norönna geht dafür superschnell, und so sind wir frühzeitig an Bord — und gewinnen auch noch früher als gedacht eine Stunde, weil die Zeit an Bord schon auf die Färöer Inseln ausgerichtet ist. Die Erkundungstour führt bis runter zum Swimming-Pool, den wir später auch tatsächlich nutzen — klein und ziemlich warm, aber für ein bisschen Bewegung reicht es allemal. Ansonsten gibt es ein großes Sonnendeck, verschiedene Cafés (eines davon mit einer kleinen Bücherei) und Restaurants, alles sehr gepflegt und ansprechend. Wir genehmigen uns einen Kaffee und Teilchen im Panoramacafé und erleben dort die Abfahrt.
Die Kabine liegt auf Deck 6 und ist als „mit eingeschränkter Sicht“ beschrieben, bietet aber trotzdem einen richtig schönen Blick aufs Meer, zwischen zwei Rettungsgefährten, die dem Ganzen einen maritimen Rahmen verleihen. Zum Abendessen haben wir im Buffetrestaurant reserviert, das großzügig arrangiert ist und eine breite Auswahl an Speisen und Getränken (im Preis inkludiert!) bietet. Wie immer war es ein kleiner finanzieller Vorteil, direkt bei der Reisebuchung die Mahlzeiten mit zu bestellen, wir bereuen es auch nicht.
Insgesamt erscheint das Schiff ein wenig edler als die Fähren von DFDS zwischen Newcastle und Amsterdam oder GNV zwischen Genua und Barcelona — irgendwie auch logisch, man verbringt hier immerhin 3 Nächte und 2 volle Tage auf See. Nach dem Essen schnappen wir noch einmal Luft auf dem Oberdeck und setzen uns dann ein Weilchen in die Bar mit Live-Musik. Ein Musiker spielt Songs querbeet, von Ferris-Folk über dänische Lieder bis hin zu den „üblichen Verdächtigen“ wie Paul Simon, Donovan, Bob Dylan oder John Denver (wobei er nicht mit dem Jetplane abhebt, sondern Annie‘s Song präsentiert).
Seeluft macht müde, und so zieht es uns schon bald in die Kojen, natürlich nicht ohne einen letzten Blick auf den herrlichen Abendhimmel.