Wir stellen fest, dass jetzt das dritte Mal in Folge ein phantastisches Frühstück geboten wird, mit allem, was das Herz begehrt. Im Anschluss genießen wir noch ein wenig die zurückgekehrte Sonne und begeben uns dann zur Bushaltestelle in der Hoffnung, dass der Bus tatsächlich kommen möge. Dieser materialisiert ebenso wie ein paar Mitreisende auf die Minute pünktlich, und wir lernen zweierlei: Betreiber Matkahuolto ist verlässlich in Bezug auf die Internet-Angaben und -Buchung sowie die Stationen, und das Interrail-Ticket wird anstandslos akzeptiert, die 15 Euro für unsere zwei Online-Tickets hätten wir uns sparen können. 

Die Fahrt dauert nur eine halbe Stunde und endet am Bahnhof Kemi. Pünktlich erscheint der moderne und todschicke grünweiße VR-Zug am einzigen Bahnsteig, und wir platzieren uns „aussichtsreich“ im oberen Stockwerk … sehr schön! Jetzt geht es durch teils fast liebliche Landschaften mit Wiesen und Feldern entlang eines Flusses — aber auch immer wieder durch Wald. 

In Rovaniemi haben wir keine festen Pläne, sodass uns ein bereitstehender Bus zum Santa Claus Village dazu verleitet, einfach erstmal selbiges anzusteuern und die Gelegenheit zu nutzen, einmal direkt auf dem nördlichen Polarkreis zu stehen. Das Weihnachtsmanndorf drum herum ist im Sommer eher gewöhnungsbedürftig, aber man bekommt eine Ahnung davon, was im Winter los sein wird, dann sicher auch mit toller Atmosphäre, vor allem für Kinder. Wir gönnen uns einen Kaffee mit Kuchen, bevor es zurück nach Rovaniemi geht. 

Dort machen wir noch einen Abstecher zum Arktikum, einem wunderbar gestalteten Museum zum Thema Arktis und Leben in Lappland, Wie in vielen Teilen Skandinaviens finden sich auch hier immer wieder Spuren des 2. Weltkriegs: Rovaniemi wurde 1944 nahezu komplett zerstört, nachdem die deutsche Wehrmacht im Rahmen eines Waffenstillstandsabkommen mit der Sowjetunion abziehen musste und dabei „verbrannte Erde“ hinterließ.

Nach einem Fußstipp ins Wasser des Flusses Kemijoki und einem Snack geht es zum Nachtzug nach Helsinki. Dort werden wir vom modernsten Nachtzug überrascht, mit dem wir bisher gefahren sind — der IC 274 vom Betreiber VR bietet derart ausgeklügelte Schlafabteile in zweistöckigen Waggons, dass echte Begeisterung aufkommt. Da hat sich mal jemand richtig viele Gedanken gemacht, von der schwenkbaren Duschwand bis hin zum „Medienzentrum“ am Bett (und zwar oben wie unten!).

Hersteller ist das spanische Unternehmen Talgo, das offenbar richtig innovativ unterwegs ist — und wie wir recherchieren seit 2022 einen Rahmenvertrag mit der Deutschen Bahn hat für neue Züge. Hoffentlich stimmen da dann auch die Vorgaben. Ach so, WLAN ist natürlich auch mal wieder vorhanden, wenn auch zugegebenermaßen streckenweise recht langsam.

Ruhig ist es auch noch im Abteil, da wird man tatsächlich gut schlafen können, auch wenn ich angesichts der Mitternachtssonne eigentlich gerne einfach „durchmachen“ und rausgucken würde. Ein paar schöne Eindrücke nehmen wir aber auf jeden Fall noch mit!