Nach erholsamer Nachtruhe erwartet uns ein Frühstück der komplettesten Art bisher in einem Prunksaal mit Kronleuchtern, hussenbezogenen Stühlen und Fenstern mit Aussicht. Selbige ist heute immerhin trocken und enthüllt nach und nach auch so etwas wie einen sichtbaren Horizont. 

Die Stadt selbst ist auf dem Weg zum Bahnhof allerdings weiterhin wie ausgestorben, alle Geschäfte sind geschlossen und keine Menschen unterwegs — außer ein paar Touristen, die am Gleis auf den Zug nach Haparanda warten. Ein Amerikaner merkt ganz trocken an: „I just want to get the hell out of here.“ So drastisch muss man es vielleicht nicht ausdrücken, aber auch wir sind nicht traurig über die Weiterreise in einem modernen Nahverkehrszug von Vy Norrtåg. Hier hat man sich sogar bei den Sitzbezügen extra viel Mühe gegeben und diese mit den weiblichen Vornamen aus der Königsfamilie versehen. 

Die Strecke führt durch dichtes Waldgebiet, wobei wir hinter Boden auf langer Strecke Waldbrandschäden sehen — da bekommt der Regen, den wir auch heute noch sehen, doch gleich eine andere Bedeutung. In Haparanda empfängt uns der schon vertraute Nieselregen, aber sonst absolut niemand, die Straßen sind wie ausgestorben, Busse fahren natürlich auch nicht in unsere Richtung. Ein einsames Taxi überholt uns mit den Amerikanern, die aus Luleå fliehen wollten, mal schauen, ob wir sie im Hotel wiedersehen. 

Unser Weg nach Tornio führt immerhin am Wasser entlang, an Wohnmobilstellflächen und Spielplätzen vorbei Richtung „Grenze“ nach Finnland, die nicht mal markiert ist. Nur das mobile Netzwerk meldet sich irgendwann, und die Uhrzeit springt eine Stunde vor, sonst tut sich nix … was auch für jegliche Geschäftigkeit gilt, alle Läden sind zu, die Bürgersteige hochgeklappt. 

Das Park Hotel Tornio hat aber zum Glück tatsächlich geöffnet und ist modern und komfortabel, mit kleinem Pool. Den haben wir komplett für uns, was vielleicht auch daran liegt, dass die Saunen erst abends in Betrieb gehen und die Wassertemperatur doch eher niedrig ist. Im Anschluss orientieren wir uns in Sachen Bus nach Kemi. Ein eher frustrierendes Unterfangen, weil der recherchierte Bus an der Haltestelle nicht zu finden ist, stattdessen andere Unternehmen zu unpassenden Zeiten. Nun denn, wird schon klappen …

Wir wandern einmal um die recht schöne Kirche von Tornio (die natürlich geschlossen ist), gucken auf den Fluss an einem Platz mit interessanten Skulpturen und essen im Park Bistro Burger und Fish & Chips. Danach folgen wir in unserem großzügigen Zimmer dem Tagesgeschehen in Russland und der Ukraine, dem kann man sich nicht entziehen.