… oder vom Atlantik zur Ostsee.

Der zweite Tag in Folge, der ganz klar unter dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ steht, denn heute geht es nach einem guten Frühstück von unserem nördlichsten Punkt der Reise bis runter zur Ostsee, acht Stunden Zugfahrt.

Bei bedecktem Himmel wirken die Berglandschaften, durch die wir uns zunächst winden, ganz schön abschreckend, und so nötigt uns die Tatsache, dass sich unser Waggon an der Station Katterat größtenteils leert, weil verschiedene Wandergruppen sich auf den Weg in die Berge machen, doch ganz schön Respekt ab, zumal wir diesmal auf Augenhöhe mit Schneefeldern sind und die Temperatur so um die 10 Grad liegt. 

Der Zug hält hier oben sehr häufig und entlässt Leute zum Wandern und in kleine Siedlungen mit (Ferien-)Hütten. Langsam wird es immer flacher, wir rollen durch weite Wälder und kommen in Kiruna am weltgrößten Eisenerz-Bergwerk vorbei. Der Zug ist übrigens der erste ohne WLAN und rumpelt hinter Kiruna auf ziemlich holprigen Gleisen, aber Steckdosen zum Laden gibt es an allen Plätzen. Vorbei an zahlreichen Seen und Bächen geht es durch viel Landschaft — Menschen und Tiere bekommen wir nicht zu Gesicht. Kurz vor Morjek überqueren wir den Polarkreis. 

Leider fahren wir direkt in eine Regenfront rein, die wir auch nach Luleå mitnehmen. Dort angekommen begrüßt uns zarter Nieselregen und kurz darauf eine Meldung auf Heinz‘ iPhone, dass er seinen iPod „zurückgelassen“ hat. Völlig irritiert prüfen wir zunächst die üblichen Stellen, aber er ist tatsächlich nicht da, die Meldung weist auf einen verlassenen Müllplatz … hmm … Hat ihn jemand mit rausgenommen und gleich „entsorgt“? Unwahrscheinlich. Wir vermuten dann doch eine Fehlmeldung und gehen zum Hotel. Von Mittsommer ist dabei keine Spur, die Straßen sind menschenleer, es regnet so vor sich hin. Im Hotel findet sich der iPod allerdings nicht, und mit einigem Grübeln vermuten wir, dass er bei einem Platzwechsel tatsächlich zurückgelassen wurde. 

Erste Versuche mit Hotlines scheitern an der Uhrzeit oder der Nichtzuständigkeit, aber nachdem wir recherchieren können, dass das Fundbüro von VY Norrland in Luleå ist und der Zug im hiesigen Depot gelandet sein müsste, schöpfen wir Hoffnung und begeben uns dorthin. Und tatsächlich: Am Bahnhof angekommen wird der iPod sofort vom iPhone „gefunden“, allerdings in eingezäuntem Gelände im Waggon oder Büro. Es brennt jedoch Licht im Haus und in einem Waggon: Da muss noch jemand vor Ort sein! Und tatsächlich: Ende gut, alles gut, dank pragmatischen guten Willens einer einzelnen Person findet der iPod seinen Weg zurück, ohne bürokratisches Gewese.

Auch etwas zu essen bekommen wir schlussendlich noch im italienischen Bistro des Hotel Savoy. Mehr ist an diesem Abend und an diesem Ort nicht mehr zu erwarten, es nieselt weiter, wir lassen den Blick einmal über das melancholisch-trübe Wasser schweifen und fallen dann in unserem Stadshotel am Park ins Bett.