Wir haben uns für ein zeitiges Frühstück entschieden, um heute einen großen Sprung Richtung Heimat zu machen. Die Abreise klappt nicht ganz reibungslos, weil unsere Fahrräder in der Garage eingesperrt sind und kein Personal in Sicht ist. Der Chef ist unter der angegebenen Mobilnummer auch nicht erreichbar … Schließlich gehen wir auf Schlüsselsuche und werden im Rauchercafé der Pension fündig. Von drei dicken Schlüsselbunden greift Heinz mit sicherem Gespür das richtige, und schon der zweite Schlüssel passt. Kurz vor Abfahrt taucht dann doch noch eine Mitarbeiterin auf, der die Sache offensichtlich sehr peinlich ist. Das dürfte Stress mit dem Chef geben, der erst um die Mittagszeit versucht, uns zu erreichen, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Wir beschließen, die Station in Hechingen als „nicht weiter erwähnenswert“ zu verbuchen und keinen weiteren Kontakt zu suchen. 

Die Fahrt nach Tübingen ist noch mal durchaus ein Highlight: Auf bestens präparierten Radwegen geht es durch Wiesen und Felder der leicht hügeligen Landschaft, und in die Stadt rein führen markierte Fahrradstraßen und schöne Wege bis zum Neckar und zur Altstadt. 

Wir drehen eine kleine Runde bis zum wirklich eindrucksvollen Rathaus und Marktplatz, besorgen uns Verpflegung für die anstehende Zugfahrt und radeln dann zum Bahnhof. Der Regionalzug nach Stuttgart kommt pünktlich und ist mäßig ausgelastet, wir haben kein Problem mit Rädern und Sitzplätzen. In Stuttgart reicht die Zeit, um einen Kaffee zu besorgen, bevor es in den nächsten Zug nach Würzburg geht — auch dieser Übergang klappt reibungslos. 

Der Zug von Würzburg nach Erfurt ist dann etwas voller, was die Fahrgäste angeht, unsere Fahrräder haben den Stellbereich dafür fast für sich in unserem Zugteil. In Erfurt werden wir mit angenehm kühlen Temperaturen empfangen, gerade ist eine Regenfront durchgezogen, und wir können erstmals festes Schuhwerk und eine Jacke gebrauchen. 

Die kurzfristige Zimmerbuchung war in Erfurt nicht so ganz einfach — die Jugendherberge ist ausgebucht, Hotels nicht ganz günstig, aber im Hotel Alma am Anger kommen wir zu akzeptablem Preis in einem sehr schönen Zimmer unter. 

Nach einer kleinen Runde durch die Altstadt landen wir zufällig im Restaurant Roter Elephant — scheinbar eine Institution in Erfurt, die jetzt in orientalisch angehauchter Hand ist und eine tolle Auswahl an vielfältig zusammengestellten Gerichten bietet. Wir entscheiden uns für eine vegane Platte mit Falafel, zweierlei Hummus und zusätzlich Halloumi und Hähnchenspieße. Köstlich! Und zum Dessert eine traumhaft leichte Mousse mit Pistazien- und Schokoschicht. 

Der Wirt verrät uns, dass er die Karte alle paar Monate umkrempelt, je nachdem, worauf er gerade Lust hat — definitiv ein Grund, mal wieder vorbeizuschauen. Auf dem Rückweg zu unserem Hotel kommen wir an einem Veranstaltungsort vorbei, wo vor historischen Gemäuern gerade ein Konzert zu Ende geht (Ruine der Barfüßerkirche, wie wir am nächsten Tag auf einer Stadtführung erfahren). Dort finden über den Sommer hinweg verschiedene Events statt, sehr interessant!