Das Frühstück ist lecker, mit verschiedenen Käsevariationen, Tomate Mozzarella und Co. und ordentlichen Brötchen, Tee gibt es in türkischer Variante vom Samowar, einige Gäste lassen sich sogar im Innenhof nieder.
Im Anschluss machen wir eine Führung durch die Stadt mit, die uns interessante Einblicke bietet, unter anderem zur jahrhundertealten Rivalität zwischen Domviertel und Bürgerstadt, bis hin zu Einschränkungen bei den Inhalten der „bürgerlichen“ Führung. Nachdem der Dom zur Weltkulturerbestätte gekürt wurde, stehen außerdem große Umgestaltungen bevor, denen auch die Bäume am Domplatz zum Opfer fallen sollen. Das finden nicht alle toll.
Interessant sind auch die Anekdoten rund um die Häuser: So findet sich an einer Fassade eine Sphinx, die nur von einer bestimmten Position auf der Straße aus zu sehen ist. Sie wurde von einem reichen Bürger aus Ägypten mitgebracht und sollte eigentlich im Haus stehen, war dafür aber viel zu groß. So landete sie schließlich in dieser extra dafür hergerichteten Nische.
Nach der Tour holen wir unsere Sachen aus dem Hotel und radeln los in Richtung Halle, weiter auf dem Saale-Radweg. Es ist ganz schön heiß geworden, sodass wir uns über jeden schattigen Abschnitt im Wald freuen.
In Weißenfels ist in Sachen Saale-Radweg Obacht angezeigt, denn wir landen erstmal auf dem Saale-Elster-Radweg. Nach einer kleinen Schleife sind wir wieder auf Kurs, wobei wir uns bald fragen, ob der andere Weg womöglich besser gewesen wäre. Denn es fällt auf, dass hinter Weißenfels die Versorgungs-Infrastruktur wie abgeschnitten erscheint, die Orte haben entweder gar keinen Gasthof, mehr oder weniger geschlossene Gasthöfe (Der Grüne Hof ist „eigentlich“ geschlossen, würde uns aber etwas zu trinken geben) oder Häuser, die im Juli erst drei Tage schließen und am darauffolgenden Tag (unserem Samstag) eine geschlossene Gesellschaft haben (Neptunsklause).
Da wundert es nicht, dass das Alte Badehaus in Bad Dürrenberg aus allen Nähten platzt, Alternativen gibt es mindestens an diesem Tag für uns nicht. Wir ergattern 4 Plätze, umgeben von drei Feierlichkeiten mit dem entsprechenden Versorgungsaufwand, werden aber abgesehen von einer etwas überforderten Kellnerin freundlich und vor allem köstlich versorgt.
Als Radfahrende nehmen wir allerdings den Zettel „Achtung, kein Trinkwasser!“ in den Toilettenräumen im Restaurant (!) sehr übel. Wenn man an einem Radwanderweg ein Restaurant mit Biergarten betreibt, sollte man doch einen freundlichen Weg finden, den Kunden Wasser zur Verfügung zu stellen — und wenn es mit der Bitte um einen kleinen Obolus wäre ...
Immerhin können wir wohlgestärkt weiterradeln, wobei die schönsten Wege am Fluss tatsächlich schon hinter uns zu liegen scheinen. So beschließen wir nicht zuletzt angesichts der immer schwüler werdenden Luft kurz vor Halle, von Ammendorf aus eine Station nach Halle Hbf im Regionalzug zurückzulegen.
Das hat den positiven Nebeneffekt, dass uns Zeit bleibt, noch ein Würstchen zu verspeisen, bevor es in den Zug Richtung Berlin geht. Hier kommt es zu einer interessanten Diskussion mit dem Zugbegleiter in Sachen Fahrradkarten: Den Tipp einer Zugbegleiterin, dass wir doch nur günstige Einzelfahrscheine innerhalb Brandenburgs bräuchten (für 3,30 EUR) anstelle der deutschlandweiten Tageskarte fürs Fahrrad (für 5,50 EUR), da die Mitnahme in Sachsen-Anhalt umsonst ist, hält er für „verwerflich“, da wir ja mit einem überregionalen Ticket (Schönes-Wochenende-Ticket) unterwegs seien und wir die Fahrräder demnach „illegal ohne Fahrschein“ von der Landesgrenze bis zum ersten Ort in Brandenburg mitgenommen hätten. Hm, das hatte man uns ja nun schon mal anders erklärt, und wir bleiben ratlos, allerdings auch ohne Extrakosten, zurück.*
Die Fahrt verläuft ansonsten problemlos, und so kommen wir müde, aber mal wieder voller neuer Eindrücke und Erfahrungen zu Hause an.

*Eine spätere Recherche ergibt, dass der Zugbegleiter Recht hat. Die Regel ist ganz einfach: Ist man mit einem überregionalen Ticket wie dem Quer-durchs-Land-Ticket unterwegs, braucht man die bundesweite DB-Fahrrad-Tageskarte, ist man mit einem VBB-Ticket (in Brandenburg) oder einem anderen bundeslandbezogenen Ticket unterwegs, ist auch ein entsprechendes Fahrradticket erforderlich.