Abreisetag: Wir lassen unsere Rucksäcke noch mal im Hotel, schlendern durch die Stadt und beschließen spontan, doch noch eine Straßenbahnrunde zu drehen. Beim Warten kommt es noch zu einer Erfahrung der verzichtbaren Art: Ein Taschendieb versucht sein Glück an einer Jackentasche, wird dabei von Heinz bemerkt und geistesgegenwärtig lautstark zur Rede gestellt. Damit hat der verhinderte Dieb nicht gerechnet, total verdattert versucht er, sich unschuldig zu stellen. Da er ja tatsächlich nichts ergattert hat, können wir ihm nichts nachweisen, drohen aber trotzdem mit der Polizei. Er tut so, als würde er selbst auch die Polizei rufen wollen, schleicht sich dann jedoch von dannen und belästigt hoffentlich für diesen Tag keine weiteren Touristen ... Die Straßenbahnfahrt wird dann der Klassiker, wobei uns die anderen Fahrgäste netterweise wieder in die Schlange lassen, sodass wir Sitzplätze bekommen und das typische Sardinengefühl anderen überlassen können. Am Ende doch irgendwie ein nettes Erlebnis.
Danach schaffen wir tatsächlich noch eine Fährfahrt rüber nach Cacilhas, was einen wunderbaren Blick auf Lissabon eröffnet. Mit der Metro geht es im Anschluss nach Pragal, wo uns ein Mitarbeiter – wohl hocherfreut, sich die Arbeitszeit etwas verkürzen zu können – in ein Gespräch verwickelt, Trump-Witze macht und sich für (ost)deutsche Geschichte interessiert ... Abgesehen davon lässt er es sich nicht nehmen, uns zum richtigen Zug zu verhelfen. Nach anfänglichem Sträuben lösen wir empfehlungsgemäß Tickets für den nächsten Nahverkehrszug der Gesellschaft fertagus, obwohl der nicht von Interrail abgedeckt ist, wie kurzes Googeln ergibt. Die 3 Euro dafür sind aber gut investiert, da der Regionalzug, den wir mit Interrail nehmen dürften, große Verspätung hat. Der Zug bringt uns über die „Golden-Gate-Bridge“ bis zur Station Sete Rios bei unserem Hotel, wo wir unsere Rucksäcke abholen. Zurück im Zentrum schlendern wir Richtung Nationalpantheon noch einmal durch die Alfama mit ihrer ganz eigenen Atmosphäre in den engen und steilen Gassen.
Wir kaufen Proviant fürs Frühstück und stärken uns mit kleinen Snacks. Bei Ti‘ Camila lassen wir den Tag ausklingen, bevor wir den Nachtzug besteigen, der schon mit Verspätung losfährt ... vielleicht, weil ein paar Waggons zu viel an der Lok hängen? Der Zug ist jedenfalls unglaublich lang, die Lok steht quasi schon außerhalb des Bahnsteigs. Mal schauen, ob die Verspätung wieder reingeholt wird. Das Abteil ist diesmal irgendwie noch eine Nummer funktionaler eingerichtet als im letzten Zug, mit sehr platzsparender Anordnung auch zum Gang hin (Bügel an der Wand, die auf Haken in der Decke gut hängen).
Ein abschließender Tipp noch zu Lissabon: Wer nicht zwingend direkt im Gewusel der Altstadt untergebracht sein möchte, kann sich für das Geld, das man dort in eine höchst mittelmäßige Unterkunft investieren müsste, locker in einem gehobenen Hotel an einer der U-Bahn-Linien einquartieren. Uns hat die Variante im Hotel Corinthia nahe der Station Sete Rios jedenfalls sehr gut gefallen.