Das Frühstücksbuffet lässt keine Wünsche offen, wir haben wohl die richtige Entscheidung für die drei Nächte getroffen. Angemessen gestärkt gehen wir die ersten Schritte bei Tageslicht in der Stadt zum Treffpunkt der gebuchten Führung. Die Stadt ist einfach sympathisch und wird uns von der Stadtführerin so richtig nahegebracht — Geschichten aus dem Leben in Ljubljana im Laufe der Zeit statt pure Fakten, sehr schön.
Wir erfahren etwas über den Dichter Preseren, dem am gleichnamigen Hauptplatz ein Denkmal gesetzt wurde. Die über ihm schwebende Muse löste mit ihrer Nacktheit wegen der benachbarten Kirche einen Skandal aus. Da der Pfarrer mit seinen Beschwerden nicht durchdrang, ließ er schließlich am Eingang der Kirche Bäume pflanzen, die zumindest den direkten Blick beim Verlassen der Kirche verhindern …
Auf diesem Platz befindet sich auch ein Baum, der traditionell als Treffpunkt dient für Menschen, die sich vor dem Jahresende unbedingt noch mit Freunden und Bekannten treffen möchten, die sie das Jahr über noch nicht gesehen haben — schöner Brauch irgendwie, um Menschen nicht im Wortsinn aus dem Auge zu verlieren. Spannend ist auch die Gasse der Schlossmacher, wo ein Wasserspender am Anfang eines „Lebensweges“ im Boden steht, in dem unzählige Masken die vielen Rollen darstellen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens einnimmt.
Wie in Graz scheint die hohe Zahl der Studenten einen entscheidenden Einfluss zu haben — so erwähnt die Stadtführerin die wachsende Zahl „Europa- oder Erasmusbabys“: Studierende aus unterschiedlichen Ländern, die sich irgendwo in Europa an der Uni kennenlernen, das erste Kind womöglich im ersten Land bekommen, das zweite im nächsten, wo sie erste Jobs antreten und so weiter … Der Beginn einer europäischen Nationalität mit regionalen Wurzeln? Schöner Gedanke.
Eine am Menschen ausgerichtete Stadtgestaltung wurde Anfang des 20. Jahrhunderts durch den Architekten Plečnik initiiert, der es sich zur Lebensaufgabe machte, die „hässliche Innenstadt“ zu transformieren. Nach dem zu richten, was wir bisher gesehen haben, ist ihm das ganz offensichtlich bestens gelungen.
Die Führung endet an der Burg, die eindrucksvoll über der Stadt thront. Wir erkunden im Anschluss die unterirdischen Räume, die von Verliesen über eine moderne „Drachenhöhle“ bis hin zu einem Theater einiges zu bieten haben. Und draußen eröffnen sich bei strahlendem Sonnenschein in alle Richtungen grandiose Ausblicke. Mehr geht nicht. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zurück in die Stadt und spazieren noch zum Špica-Park, wo sich die Ljubjanica teilt und die Innenstadt mit der Festung zur Insel macht. Danach gönnen wir uns im Café Cacao den Namensgeber mit einem leckeren Stück Kuchen.
Im Anschluss tragen uns unsere Füße noch kurz in die oben schon erwähnte Kirche mit einer beeindruckenden Krippenlandschaft und dann erstmal zurück ins Hotel, wo die Energie gerade noch für einen kleinen Besuch im Fitnessbereich (leider nur Laufband, kein Rudergerät) und eine Runde im Pool im obersten Stock reicht. Die Aussicht von dort ist bei Tageslicht sicher großartig. Mangels Motivation für Restaurantrecherche und mehr oder weniger lange Fußwege bleiben wir zum Abendessen im Hotel, was wir nicht bereuen.